Wie einem das Wetter die Tour versauen kann!

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Fuhrmann

Wie einem das Wetter die Tour versauen kann!

Beitrag von Fuhrmann »

5./6.Juni 2011
Bevor das erlebte aus meiner Erinnerung verblasst, bringe ich's lieber mal hier zu Papier… ähm, oder so.

Lange, lange war ich als Busfahrer mit einem Tourneebus und Heavy Metallern unterwegs, eine Tournee nach der anderen. Der Frühling kam, und das Wetter wurde besser, man sah immer mehr Biker unterwegs, aber ich war an das Lenkrad des 14m Doppelstockbusses gekettet und geknebelt! Doch der Geist ist frei, und so malte ich mir vor meinem inneren Auge aus, was für großartige Tour ich fahren könnte, wenn nur erstmal Kontostand, Wartungsmaßnamen an der Varadero und alle familiären Verpflichtungen erledigt sind. Ihr kennt das ja, schätze ich!

Am 4.Juni endlich, die letzte Band wankt von Bord. Ich muß nur noch die 600Km nach Hause zur Varadero!
Am 5.Juni sitze ich abends in Räuberzivil, leichte Jacke, dünne Hose, Sportschuhe, MC-Helm, dünne Handschühchen, bei der Besten Freundin von allen und trinke Wasser. Es ist sehr warm und schwül! Als sie um 18:30 Uhr von den Kindern abgelenkt, einen Moment nicht aufpaßt, sitze ich auf der Vara und flitze zur Shell, den ersten Beleg holen! Anfangszeit: 18:45 Uhr, Km-Stand: 121421
Mein Plan: Ein BB Gold, bevor die Bessere Hälfte überhaupt merkt, das ich weg bin! Leider hat mir das Wetter einen gründlichen Strich durch das Gold gemacht!

Erster Teil der Strecke ist Bundesstraße von Telgte bis Rheda. Erste Versuche den Schnitt zu errechnen scheitern an Ampeln und der Landbevölkerung, die anscheinend unbedingt noch nach dem Melken den Trecker volltanken müssen. Aber ab Rheda geht’s auf der A2 über die A30 nach Paderborn, Wünnenberg links ab auf die A44 und über Kassel-Süd und AK Kirchheim auf die A4 Richtung Dresden. Ich hatte mir so vorgestellt, einmal auf der A4, so schnell nicht mehr die Richtung zu wechseln! Breslau, Kattowitz, Krakau, dann Warschau, Danzig, Stettin, und dann irgendwie über Rostock zurück nach Telgte, die 2500Km vollmachen. Ein Kinderspiel! Dachte ich!
Wenn das einer mit ner RT80 schafft, kann ich das auch! Wie gesagt, dachte ich!

Und dann kam’s anders als man denkt:
Den leichten Schauer bei Kirchheim hab ich noch so weggesteckt. Leider war die Sonne weg und die Wärme, die mich hätte trocknen sollen, in unangenehm schwül-dumpfe Feuchtigkeit gewandelt. Ab Hermsdorfer-Kreuz sehe ich südlich der A4 immer öfter Blitze aufleuchten. Am Dresdener Tor schließlich dauern die Blitze oft länger als vier, fünf Sekunden und erhellen die Berge, aber auch die schweren, schwarzen Wolken! Schwüle Wärme und kalte Gebrigsluft, das gibt Ärger, wissen wir vom Kachelmann. Kaum getankt, geht’s auch schon los: Ein Gewittersturm vom allerfeinsten! Blitze zucken, dunkle Wolken schieben sich tief über den Nachthimmel und es setzt stürmischer Regen ein.
-Na, wir sind doch nicht aus Zucker, wir kaufen uns die Frankfurter Allgemeine, die ist schön dick, und stopfen sie unter die angenehme, leichte Sommerjacke. Die bewährten Müllbeutel mit Einweck-Gummis über Schuhe und Waden werden zwar der Nässe nicht trotzen, verhindern aber auf lange Sicht das auskühlen im Fahrtwind. Und zum Glück hatte ich noch meinen alten grünen Fetzen dabei, den ich mir unter dm Crosshelm vors Gesicht binden konnte, so taten die Regentropfen nicht ganz so weh. Als echter Biker lasse ich mich natürlich von so einem lächerlichen Gewittersturm nicht aufhalten! Allerdings bin ich dann bei Dresden aus meteorologisch-taktischen Erwägungen von meiner geplanten Route abgewichen und Richtung Berlin auf die A13 eingeschwenkt, in der Hoffnung, nach Norden besseres Wetter zu treffen. Nach ner halben Stunde, am Autohof Schönfeld war’s dann soweit, irgend ein Pferdehuf hat mich getroffen und ich muß Pause machen!
Nach einer dreiviertel Stunde in den Regen starren und Tee trinken, entscheide ich, aufzugeben. Wenn ich jetzt auf dem kürzesten Weg zurückfahre, schaff ich es noch zurück bis zum Frühstück und hab immerhin über 1000Km gefahren, also nicht ganz so blamabel…

Dem Wetter zum Trotz fahre ich nach einer Stunde Pause klatschnass wieder retour, an Dresden vorbei auf die A14 Richtung Leipzig, Magdeburg.
So ab Halle wurde es plötzlich wunderbar warm und trocken und es wurde auch langsam hell im Osten! Beim Kreuz Magdeburg ist alles wieder prima, und ich werfe die matschige Zeitung weg um untendrunter auch trocken zu werden. Übermütig fahre ich auf die A2 Richtung Berlin, mit dem Plan über Rostock, Hamburg, Bremen wenigstens eine dekorative Runde gefahren zu sein. Und wenn’s in Berlin regnet, kann ich ja umkehren und über die A2, Hannover nach Hause ins warme trockene Bettchen flüchten… In Berlin war’s trocken! Tanken und ne Salami-Schrippe in Michendorf, aus sentimentalen Gründen über die A100 zur Avus und dann weiter Richtung Rostock! Im Notfall kann ich ja am AK Wittstock/Dosse Richtung Hamburg abkürzen. Aber es sieht gut aus, der Weg nach Rostock scheint trocken zu sein. Scheint… denn ab Müritz setzt ein fieser Fisselregen ein, der bis Kreuz Rostock nicht aufhört! Kurz hinter Rostock gebe ich wiedereinmal auf, bloß ohne Fluchtweg, ich hock mich auf der A20 in die ungeheizte Raststätte Fuchsberg-Nord und gebe mich hemmungslos einer Spargelcreme-Suppe und einem Brötchen mit Butter hin! Es ist 06:57 Uhr, die Kilometer sind mir egal, ich will nur noch aufwärmen und vielleich nen SS1000 auf möglichts direktem Weg nach Hause fahren! Meine Nippel tun weh!!!
Murphy’s Law, ausgerechnet diese Raststätte hat keine elektrischen Handtrockner und die Madame läßt mich nicht ihren Wäschetrockner benutzen, der wäre nur für die Wäsche der LKW-Fahrer! Meiner Versicherung, ich sei sogar Busfahrer glaubt sie nicht. Aus Rache und Verbitterung über das Mißtrauen in dieser Welt wache ich auf und kaufe mir diesmal die Züricher. Die ist zwar nicht so dick wie die Frankfurter Allgemeine, aber vielleicht hält das Schweizer Blättchen besser warm?
Nach einer Stunde und der trockenen Zeitung unterm Wams fahre ich frustriert hinaus in den Regen, nicht zuletzt auch wegen der drei Turistenbusse, die gerade die Raststätte mit Ruheständlern überfluten.
Mein neuester Plan: Stracks über Hamburg und Bremen die A1 runter und mittags zu Hause heiß baden!

Aber, wie so oft, kommt es anders. Ab Lübeck scheint die Sonne! Kaum zu glauben, das Hamburg noch vor wenigen Stunden im Sturm- und Hagelchaos versunken ist! Meine Laune steigt wieder und ganz vorsichtig versuche ich mich zu erinnern, wie weit es über die A7 und A5 nach Frankfurt sein könnte. Dann könnte man ja entweder die A45 über Olpe oder die A3 über Leverkusen, oder die A48 und A61.…
Aber Bei Hamburg-Stapelfeld fällt mir wärend eines heftigen aber lang anhaltenden Schauers im Berufsverkehr wieder der letzte Plan ein: Nix wie nach Hus!

Die A1 quält sich mit ihren Baustellen, das auch noch vormittags, viele LKW und Busse und viele PKW, die zwar links ´fahren, aber in den engen Baustellen nicht überholen. So zieht’s sich hin und ich bin stolz und glücklich, die Entscheidung nach Hause zu fahren souverän getroffen zu haben. Jetzt brauche ich nur noch Disziplin und Stehvermögen, diesen weisen Plan auch umzusetzen! Aber leider, leider….

Ab Bremen, schönstes Wetter! Also ist die Varadero am Kreuz Lotte bei Osnabrück ganz wie von selbst auf die A30 Richtung Amsterdam/ Apeldoorn abgebogen! Ich konnte echt nichts dagegen machen!
Hinter Rheine ist mir die Unregelmäßigkeit aufgefallen und ich konnte mich am Kreuz Schüttdorf dazu zwingen die A31 Richtung Oberhausen einzuschlagen. Der Rest ist schnell erzählt, der kleine Umweg von vierhundert Kilometern über Oberhausen, Hünxe, Arnheim, Appeldoorn, Hengelo fällt nicht weiter ins Gewicht. An Rheine wieder vorbei und, so wie es geplant war, auf der A1 bis Ausfahrt Greven und über die Landstraße nach Telgte,
Ankunft an der Shell: 17:55, Km 123515! Insgesamt 2094 Km nach meinem Tachometer! Noch fünfzig Minuten! Ob ich…. Ach nee, das lohnt nicht mehr. Immerhin, ein SS2000K, trotz Gewitter und Regen, man muß auch mal zufrieden sein können. Später am Computer sind’s dann 2120Km, ich bin also auf der sicheren Seite.

Ich schau noch schnell bei der Besten Freundin von allen rein, sie kommt auch gerade nach Hause und will wissen, warum ich so dreckig bin.
Sie hat keine Ahnung, die Liebe… und das ist gut so!!! ;-)
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Re: Wie einem das Wetter die Tour versauen kann!

Beitrag von uli do-it »

Hey EISENARSCH 8-) RESPEKT !!!!!!!

und guhut geschrieben

lg Uli
Linke zum Gruß......
und NIEMALS SCHNELLER als Dein Schutzengel


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Re: Wie einem das Wetter die Tour versauen kann!

Beitrag von Buddyteam »

Ein toller Bericht,

liest sich, als hätte man das doch auch schon mal so erlebt... aber doch eher nur mental... nicht so extrem, so weit, sooo nass.
Meine Holde würde mich wohl vierteilen, teeren und federn nach einer solchen "Spritztour" seit dem sie realisiert hat, dass alle 6.000 km eine Inspektion und alle 10.000 bis 12.000 km auch neue Reifen fällig sind. Am letzten Samstag habe ich mich im Bergischen Land ständig einnieseln lassen. Nach dem Tankstop in Leverkusen Opladen fing es dann richtig an zu sauen. Warum habe ich Depp denn auch nicht die Regenkombi übergezogen... nun sog sich das Leder voll und voller. Also ab auf die A57 Richtung Holland, wo meine Lieben auf dem Campingplatz warteten. (Laut SMS meiner Frau durfte man endlich grillen... war ja wegen Brandgefahr seit April verboten)... also die Ellbogen an den Tank und GAAAS. Was habe ich geflucht über die durchweichte Kombi, die schleichenden Dosen, riesige Fützen, eingeschlafene Finger, taube Füße und, und, und. Jetzt, nachdem ich Deinen Bericht gelesen habe denke ich, dass ich wohl doch ein sensibles Weichei bin.
Ach ja, als ich dann auf dem Campingplatz ankam hatten meine Lieben gerade gegessen... mit mir hatte ja noch niemand gerechnet!!!
Also gab es statt saftigem Grillfleisch ne Stulle aber auch eine warme Dusche und ein kühles Blondes.
Was aber blieb, war die Genugtuung, etwas ungewöhnliches und verrücktes gemacht zu haben... auf Weicheierniveau allerdings versteht sich.

Somit plane auch ich ein "piss off early" am Freitag für eine Feierabendtour da das Wochenende ja wohl wieder feucht bis nass werden soll.

Die Linke zum Gruß
und herzlichen Dank für den packenden Bericht

Olaf

PS: Wasser sollte man beim Biken trinken aber nicht aus der Kombi wringen.
Es kommt nicht darauf an,
woher der Wind weht,
sondern wie Du die Segel setzt!
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